Entwurfsverfasser Landschaftsarchitektur:
relais Landschaftsarchitekten Heck Mommsen PartGmbB, Berlin
Mitarbeiter: Elisabeth Biederbick, Jörg Bresser, Clara Jäkel, Maike, Jungvogel, Gero Heck, Martin Kusch, Clara Lescourret, Dana Matschek, Marianne Mommsen, Kirsten Polifka, Bettina Roggenbach, Thomas Thränert, Andreas Weber, Martha Wegewitz
Fachplaner: Mark Krieger Pflanzungen; Ingenieurbüro für Haustechnik, Dipl.-Ing. Breitmeier; Ingenieurbüro Sandmann, Ingenieurbüro für Technische Gebäudeausrüstung; ifb frohloff staffa kühl ecker, Ingenieurbüro für Tragwerksplanung; KBI Kirchner Beratene Ingenieure GmbH; ifw Ingenieurbüro für Wassertechnik; irriproject Ingenieurbüro Bewässerung / Wassertechnik; BAUTRA Bau- und Tragwerksplanung GmbH
am Bau beteiligte Firmen: H & P. Behr Giesserei GmbH & Co. KG; Jens Traunsberger Garten- und Landschaftsbau e.K.; KuKuk GmbH; Landschafts- und Gartenbau Stacklitz GmbH; Metallbau Meyer & Sohn GmbH & Co. KG; Otto Kittel GmbH & Co. Garten- Landschafts- und Sportplatzbau; Ralf Klischke GmbH Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau; SIK-Holzgestaltung GmbH; Springbrunnenbau Josef Gajek; X-MOVE GmbH
Auftraggeber/Bauherr: Stadt Burg
Bearbeitungszeitraum: 04/2015 - 2018
Fläche: 139.000 qm
Planungs-/Baukosten: 13 Mio. Euro (netto)
Juryurteil:
Interneteinkäufe, autofreundliche Gewerbegebiete und gesichtslose Ladenketten – all das machen seit Jahren den Innenstädten besonderes von kleineren und mittleren Orten das Leben schwer. Die sachsen-anhaltinische Kleinstadt Burg setzte mit der Landesgartenschau 2018 ein deutliches Zeichen für die Revitalisierung der Innenbereiche. Dazu wurden die beiden historischen Anlagen Goethepark und Flickschupark aufgewertet und zusätzlich zwei neue Anlagen in der Altstadt an dem Flüsschen Ihle realisiert: der Weinberg und die Ihlegärten. Verbindungen wurden geschaffen und lange vernachlässigte Bereiche in die öffentliche Wahrnehmung zurückgeholt.
Die Jury hebt die sorgfältige nuancierte Gestaltung der einzelnen Anlagen hervor, die unterschiedliche Nutzungs- und Bedeutungsschwerpunkte der einzelnen Bereiche herausarbeitet beziehungsweise neu formuliert. Insbesondere wird gewürdigt, wie die historischen Anlagen sich im behutsamen Zusammenspiel unterschiedlicher Spielthemen zu einer belebten Innenstadt weiterentwickeln. So entstand ein System öffentlicher Freiräume, das der Altstadt eine neue Identität und vor allem eine neue Relevanz für das städtische Leben gibt und damit auch neue Impulse für die weitere Stadtentwicklung setzt.
Projekterläuterung:
Können von hundertjährigen Stadtparks noch einmal Impulse für die Stadtentwicklung ausgehen? Genau dieses Ziel setzte sich die für das sachsen-anhaltinische Burg konzipierte Landesgartenschau. Die Stadt verfügt über zwei denkmalgeschützte Stadtparks: den Goethepark im Westen und den Flickschupark im Osten der Altstadt. Diese Anlagen wurden revitalisiert und neue Nutzungsangebote geschaffen. Dazwischen wurden in der Altstadt neue Freiräume entlang des Flusses Ihle realisiert (Weinberg, Ihlegärten). Im Zusammenhang schaffen diese vier Parks neue Verbindungen, erhöhen die Nutzungsvielfalt im städtischen Raum und öffnen neue und ungewohnte Blickperspektiven auf die Stadt Burg.
GOETHEPARK UND SPIELWÄLDCHEN – REVITALISIERUNG UND UMWERTUNG
In den von historischer Substanz geprägten Bereichen des Goetheparks wurden in Bezug zur früheren gärtnerischen Ausstattung Staudenbeete und Strauchpflanzungen angelegt. Gestalterischer Bezugspunkt dieses Parkareals ist ein ehemaliger Denkmalsstandort. Dieser Ort wurde durch einen skulptural gestalteten Pavillon besetzt und damit für die Anlage neu definiert. Als Bezugspunkt des Parks auf der Westseite wurden der Bahnhofsvorplatz und sein Umfeld neu gestaltet. Die Platzmitte bildet ein flacher Wasserstein als atmosphärisch wirksames Element.
Das angrenzende ehemalige Bauhofareal wurde zu einem Spielwäldchen umgeformt. Fließende Wegestrukturen führen durch den eindrucksvollen Gehölzbestand zu verschiedenen Aktionsflächen. Im früheren Areal des Westfriedhofs entstanden ruhigere Bereiche, wo Grabrelikte in eine extensive Wildstaudenpflanzung integriert sind.
DER WEINBERG – INSZENIERUNG EINER TOPOGRAPHIE
Das Weinbergareal wird als topographische Erscheinung in Szene gesetzt. Über der neugepflanzten Rebanlage wurde ein Stadtbalkon geschaffen, der eine weitreichende Sicht auf die Stadtsilhouette bietet. Obstbäume, Kulturgehölze und eine Staudenpflanzung mit Nutzpflanzen auf dem Gipfel greifen die gartenbauliche Tradition des Areals unter dem Leitbild der „Essbaren Stadt“ und des Urban Gardening auf.
Am Fuß des Höhenzugs nimmt ein Uferpark Relikte der früheren industriellen Nutzung auf und vermittelt damit ebenso zur Geschichte dieses Ortes. Motivisch wird dieser Charakter durch mit Trockenvegetation bepflanzte Schotterflächen und einen Spielplatz mit Turmelementen gestärkt.
DIE IHLEGÄRTEN – PARZELLENGÄRTEN AM FLUSS
Diese Ihlegärten greifen in ihrer Kammerstruktur die Parzellengrenzen der früheren Bebauung dieses innerstädtischen Areals auf. Als Reaktion auf die Schrumpfungserscheinungen im Stadtkern wird mit dieser Freiraumstruktur die räumliche Dichte und Heterogenität des abgerissenen Stadtquartiers aufrechterhalten und damit als eine diesen Ort prägende Qualität kenntlich gemacht. Die Ihlegärten sind mit Hecken eingefasst, so dass einzelne Gartenräume entstehen, die unterschiedliche, wechselnde Nutzungen aufnehmen können.
Die bestehende Inselsituation wird durch die wechselnde Führung des Wegs zwischen den Ufern erlebbar. Mit Sitzstufen werden unmittelbare Zugänge zum Wasser geschaffen. Eine neue Brücke nimmt in ihrer Grundform das Verwinkelte der Situation auf. Ziel war es mit dieser Gestaltung weder den stadtstrukturellen Befund „auszuräumen“, noch diese innerstädtische Lage zu renaturieren. Das Gefüge der Ihlegärten bezieht sich daher auf gärtnerisch-urbane Formen.
FLICKSCHUPARK – VERDICHTUNG DER IHLELANDSCHAFT
Der denkmalgeschützte Flickschupark formuliert den Übergang zur Flusslandschaft der Ihle. Die am Nordufer des Flickschuteichs verlaufende historische Allee wurde zu einem großzügigen Promenadenzug freigestellt und ergänzt. Das Teichufer wurde auf der West- und Nordseite durch einen steinernen Steg und flache Natursteinabtreppungen erschlossen. Als Gegensatz zu dieser architektonischen Gestaltung wurde die südliche und östliche Uferkante als landschaftliches Ufer mit Wasserrandbepflanzung und Schilfzone ausformuliert.
In den 1950er Jahren wurde der Flickschupark nach Osten um offene Wiesenräume mit vielfältigen Spielangeboten erweitert. Mit Bezug dazu entstand in diesem Bereich ein etwa 6 Meter hoher Aussichts- und Spielhügel.