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Blücherplatz Spenge

Spenge

Der Blücherplatz im ostwestfälischen Spenge war vor seiner Umgestaltung kaum als Stadtplatz wahrnehmbar. Durch die Dominanz des motorisierten und vor allem des ruhenden Verkehrs war die Aufenthaltsqualität und Nutzbarkeit für Fußgänger stark eingeschränkt. Für die Umgestaltung galt es ihn verkehrlich und freiräumlich grundlegend neu zu denken. Ein einheitlicher und hochwertiger Belag aus Pflasterklinkern definiert den Blücherplatz, welcher, im zentralen Bereich vom ruhenden und querenden Verkehr befreit, wieder als solcher erlebbar wird. Locker gestellte Einzelbäume fassen den Platz an seinen Rändern und lassen den zentralen Bereich offen hervortreten. Der charakteristische und identitätsstiftende Baumbestand aus 15 Corylus colurna und einer mächtigen Tilia wird dabei integriert. Der Platz wird in seinem Potential als ‚Bühne des städtischen Lebens‘ in Spenge gestärkt – es gibt keinen anderen entsprechenden Platzraum in der Stadt. Eine einfache Komposition aus den Elementen ‚Bühne, Kulisse und Tribüne‘ schafft einen klar ablesbaren und vielfältig nutzbaren Raum. Die ‚flache und offene Bühne‘, die ‚üppig-blühende Kulisse‘ und die ‚einladend-großzügige Tribüne‘ stehen im Wechselspiel zueinander. Zwischen den beiden erhabenen Objekten an den Platzrändern liegt offen und weit die kreisrunde Bühnenfläche mit einem flachen Wasserspiegel. Hier werden (tatsächlich) Feste gefeiert, hier wird alltäglich gespielt. Die Tribüne und Kulisse laden dabei zum Verweilen und Beobachten ein.

Die Pflasterklinker wurden als Parkett im Fischgrät-Verband verlegt. Die zentrale, runde Bühnenfläche ist dabei in ihrer Verlegerichtung abgesetzt. Aus dem einfachen Fischgrät, wird ein dreireihiger Verband. Die farbliche Changierung und leichte Imperfektion der Steine belebt und bespielt dabei die große Fläche des Platzes. Das Relief der Platzbühne ist dabei 'perfekt' konzentrisch zulaufend – die Außenkontur der Bühnenfläche in sich planar. Es entsteht eine gleichmäßige Oberfläche mit einer selbstverständlichen und ruhigen Gefälleausbildung.
Das großformatige, in drei ebenen gegliederte Tribünenmöbel wurde für den Platz entwickelt. Das obere Deck lässt sich um ca. sechs Meter in Längsrichtung verschieben – es entsteht so eine variierend hohe Lehne bzw. alternativ eine dreireihige Sitzmöglichkeit. Auf der hohen ‚Rückseite‘ dient das Möbel als informeller Tisch. Der Schiebemechanismus ist dabei mit einer stetig aktiven Bremse versehen – so dass ein zu schnelles Schieben vermieden wird. Die silbrig vergrauende Lattung auf der Bank ist mit Leimbindern nur scheinbar ‚massiv‘. Weiterhin ergänzen materialgleich belattete, locker gestellte Platzsessel und -hocker das Aufenthaltsangebot. Die kreisrunde Einfassung der ‚blühenden Kulisse‘ ist aus durchgefärbtem, gesäuertem Werkbeton ausgestaltet. Scheinfugen geben der Einfassung ihren Maßstab unterstützt durch den zum Pflanzbeet hin vorgesehenen leicht ausgerundeten Rand. Das zentrale Wasserspiel bietet verschiedene Bilder und Möglichkeiten – vom feinen Nebel bis hin zu kräftigen Fontänen gegliedert in fünf Düsengruppen.
Die Beleuchtung des Platzes in den Abendstunden erfolgt durch eine niedrige Beleuchtung an den Platzrändern – die Bühne in der Platzmitte wird durch drei hohe Mastleuchten ausgeleuchtet. Die drei Elemente auf dem Platz erhalten dabei in einem sehr langsamen, ca. halbstündigen Verlauf, umgesetzt durch durch das geringfügige Dimmen der Lichtstärke, eine zurückhaltende Akzentuierung.

Das Projekt basiert auf dem prämierten Entwurf aus dem freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb von 2019 und wurde im Frühjahr 2022 fertiggestellt.


Bühne - Wasserspiel zentral auf dem Platz © Marc Leppin, Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, 2022


Tribüne - großformatiges Platzmöbel mit verschiebbaren Deck © Marc Leppin, Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, 2022


Tribüne - differenzierte Sitz- und Lehnenhöhen © Marc Leppin, Franz Reschke Landschaftsarchitektur G, 2022


Kulisse - Pflanzbeet mit Einfassung aus radialen Werkbetonelementen © Marc Leppin, Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, 2022


Bühne - niveaugleiches Wasserspiel mit Fontänen- und Nebeldüsen © Marc Leppin, Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, 2022


Platzteppich aus grau changierendem Klinker © Marc Leppin, Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, 2022


Platzbühne Blücherplatz - Tribüne Bühne und Kulisse © Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, 2020


Lageplan Blücherplatz Spenge © Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, 2020


1:1 Modell Tribünenmöbel © Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, 2020


Platzsessel und -hocker als lockere Möblierung © Marc Leppin, Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, 2022


Entwurfsverfasser
Franz Reschke
Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH

Mitarbeiter
Projektleitung: Janina Gäckler
Projektmitarbeit: Andrés Aragoneses, Mara Jerusalem, Bérengère Chauffeté, Annika Schridde, Jan Ole Rolfes
Wettbewerbsleitung : Janina Gäckler
Wettbewerbsmitarbeit: Andrés Aragoneses, Bérengère Chauffeté


Fachplaner / Bauleitung
Ausschreibung, Vergabe, Objektüberwachung (für FRL): ilpo Thermann, Münster
Fachplanung Lichtplanung: Anselm von Held, Berlin
Fachplanung Brunnentechnik: Jürgen Fiedler, Kleinmachnow
Tragwerksplanung Werkbetonteile: studioC, Berlin

am Bau beteiligte Firmen
Boymann GmbH & Co. KG, Glandorf


Auftraggeber | Bauherr
Stadt Spenge

Bearbeitungszeitraum
2019-2022

Planungs- / Baukosten
1.750.000 €