© Gartenschau Eppingen 2022. Planung: Maik Böhmer, Planorama Landschaftsarchitektur, Berlin. © Foto: Nikolai Benner

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Entwurfsverfasser Landschaftsarchitektur:
Maik Böhmer, Planorama Landschaftsarchitektur, Berlin

Mitarbeitende:
Katja Erke, Fabian Karle, Mareen Leek, Halina Hoppe, Pamela Ackermann, Franziska Hofmann, Marion Guichard, Alexander Michl, Dana Synnatschke, Melanie Schlottau, Leon Fell, Franziska Albrecht, Eckhard Siegert, Matteo Basta, Giulia Guerrini, Maria Collender

weitere Planungsbeteiligte:
Björnsen Beratende Ingenieure, Koblenz (Wasserbau),
GÖG Gruppe für Ökologische Gutachten, Stuttgart (Ökologische Baubegleitung),
Bauforschung Klefenz, Rauenberg (Archäologische Baubegleitung),
Hettmannsperger Spezialtiefbau, Karlsruhe (Kampfmittel/Sondierung),
Töniges GmbH Beratende Geologen, Sinsheim (Bodengutachten)
TH Planungsbüro (Springbrunnentechnik),
SFB Bauingenieure, Berlin (Tragwerksplanung),
Wald + Corbe, Hügelsheim (Hochwasserschutz)

am Bau beteiligte Firmen:
Becker Garten- und Landschaftsgestaltung, Zuzenhausen (GaLa-Bau, Tief- und Wegebau), Bietigheimer Gartengestaltung, Tamm (GaLa-Bau, Tief- und Wegebau), Böwingloh & Helfbernd, Verl (Renaturierung, Weiher), Dörries GaLaBau, Einbeck (Brunnenbau und -technik Mühlkanal), Walter Lang – Fensterbau, Eppingen (Holzterrasse), Metallbau Konrad, Mudau (Brücken), Hubert Schmid, Marktoberdorf (Spezialtiefbau), Fleischmann, Kulmbach (Sonnenbänke), Bernd Fischer, Bad Rappenau (Parkbänke), Hammel GaLaBau, Bönnigheim (Altstadtmauer)

in Auftrag gegeben von:
Stadt Eppingen, Eigenbetrieb Gartenschau 2021

Bearbeitungszeitraum:
2016 – 2021

Fläche:
5 ha

Planungs-/Baukosten:
11,5 Mio. Euro

 

 



 

Juryurteil:

Anlässlich der baden-württembergischen Landesgartenschau 2022 wurde entlang der ehemaligen Stadtmauer der Fachwerkstadt Eppingen ein zentrumsnaher, zeitgemäßer Park geschaffen, der in überzeugender Art und Weise Grün- und Wasserflächen verbindet und in die Stadt integriert. Das fünf Hektar große Gelände macht aus den der Altstadt vorgelagerten, zersiedelten Grünstrukturen mit Auenflächen und Nutzgärten ein durchgängiges grünes Parkband. Der Park bindet dabei den renaturierten Bach Elsenz sowie den neuen Stadtweiher am Fuße des gründerzeitlichen Bahnhofsgebäudes harmonisch ein und schafft direkte Zugänge zum Wasser. Aus Sicht der Jury ist die Gartenschau Eppingen ein sehr stimmiges Beispiel für die Kombination von grüner und blauer Infrastruktur mit ihren vielfältigen Leistungen für Klimaanpassung, Erholung und Biodiversität.

Der neu gestaltete Erholungsraum besteht dabei aus drei Landschaftsbereichen: im Westen das so genannte „Bachwegle“ mit dem Bachlauf der Elsenz, im Osten den Mündungsbereich von Hilsbach und Elsenz, und dazwischen – als Herzstück des Geländes – den zentral gelegenen Weiherpark. Die vormals begradigten Bachläufe von Elsenz und Hilsbach wurden renaturiert und wieder mit ihren Auen verbunden. Am Zusammenfluss von Hilsbach und Elsenz wurde zudem der Mündungsbereich verbreitert und ein ökologisch wertvoller Rückzugsort geschaffen. Sitzstufen und Furten mit Trittsteinen machen die Bachläufe für die Menschen erlebbar und bieten gerade in heißen Sommern eine willkommene Abkühlung.

Gegen Hitze im Sommer tragen auch die 14 individuell geformten Granitbrunnen bei. Die Brunnen säumen die Altstadtpromenade auf knapp 300 Metern und erinnern an den Verlauf des einstigen Mühlkanals, der früher Wasser von der Elsenz zur Stadtmühle brachte. Der große Wasserspielplatz am Rand der Altstadt macht das Element Wasser für Kinder erlebbar und lädt ebenfalls zur Abkühlung ein.
Die nachhaltige Verbindung der grünen und blauen Infrastruktur mit naturnahen und gestalteten Bereichen in der neuen Parkanlage hat die Jury besonders überzeugt. Das sehr gelungene Konzept eines Parkbands mit Grünflächen, Nutzgärten, Bachläufen und Weiher leistet nicht nur positive Beiträge zum Stadtklima und zur Biodiversität, sondern die neuen Erholungsräume mit hoher Aufenthaltsqualität und liebevoll gestalteten Details verbessern auch die Lebensqualität der Bürger:innen.

Aus Sicht der Jury zeigt die Gartenschau in Eppingen beispielhaft auf, wie Elemente und Strukturen der grün-blauen Infrastruktur wichtige Bausteine einer ökologisch nachhaltigen und zukunftsfähigen Entwicklung einer kleinen Mittelstadt werden können.

 

Projekterläuterung:

Über den Sommer 2022 war die idyllisch im Kraichgau gelegene Fachwerkstadt Eppingen Gastgeberin der baden-württembergischen Gartenschau. Initiiert durch die Gartenschau wurde für die Bürger:innen und Besucher:innen ein zentrumsnaher, zeitgemäßer Park geschaffen, der sich durch eine hohe Gestaltungs- und Nutzungsvielfalt für alle Altersklassen auszeichnet. Durch das nachhaltige Konzept entstanden dauerhafte Elemente, die positive Impulse für die Lebensqualität, das soziale Umfeld, die Infrastruktur und das Stadtklima in Eppingen setzen.

Das rund 5 Hektar große Gelände verweist durch seinen Verlauf entlang der ehemaligen Stadtmauer bereits auf den historischen Kontext: die einst für Eppingen so typischen, der Altstadt vorgelagerten Grünstrukturen aus Auenflächen und Nutzgärten werden durch den Entwurf wieder sicht- und erlebbar. Durch geschickte Verbindung der zersiedelten Flächen wurde ein durchgängig grünes Parkband entlang der Altstadt gestaltet, das sich immer wieder bis zum renaturierten Bachbett der Elsenz aufweitet. Neben großzügigen Erholungsräumen wurde so auch der lang ersehnte, unmittelbare Zugang zum Wasser geschaffen. Indem Elsenz und Hilsbach aus ihrem engen, begradigten Korsett befreit und renaturiert wurden, wird der verlorengegangene Bezug der Bachläufe zu ihren Auen wiederhergestellt und ökologisch wertvolle Rückzugsorte geschaffen. Der neugestaltete Freiraum wird durch die Berücksichtigung historischer Bezüge akzentuiert, während die Anforderungen an Klima und Nachhaltigkeit wie selbstverständlich in das Konzept integriert werden.

Die Daueranlage lässt sich grob in drei Bereich gliedern: das sogenannte „Bachwegle“ im Westen, der zentral gelegenen Weiherpark und den Mündungsbereich von Hilsbach und Elsenz im Osten. Verbunden werden diese ganz unterschiedlich gestalteten Teilbereiche barrierefrei durch die neue Altstadtpromenade.
Im Areal „Bachwegle“ zeugen restaurierte Kleingartenstrukturen an der alten Stadtmauer von der einstigen Bedeutung stadtnaher Versorgung mit Obst und Gemüse. Großzügige Parkwiesen erstrecken sich bis an die Elsenz mit ihren nun flachen, grünen Ufern.
Im Weiherpark entstand am Fuße des gründerzeitlichen Bahnhofsgebäudes mit dem neuen Stadtweiher samt Fontäne das Herzstück des Geländes. Die große, den Weiher flankierende Holzterrasse bietet dem prächtigen Fachwerkpanorama Eppingens eine angemessene Bühne. Über die Freitreppe und eine Fußgängerbrücke kann die Altstadt nun über eine neue Wegeverbindung durch den Park erreicht werden.
Ein besonderes Detail entstand am Ort des einstigen Mühlkanals, der Wasser von der Elsenz abzweigte um die Stadtmühle zu betreiben. Auf etwa 290 Metern säumen 14 individuell geformte Brunnen aus portugiesischem Granit die Altstadtpromenade und erinnern so an dieses historische Element. Mal plätschernd, mal ruhig spiegelnd, zeigt jeder der Brunnen ein anderes Wasserspiel. Für Abkühlung und Aktion sorgt ebenfalls der große Wasserspielplatz am Rand der Altstadt.
Östlich des Weiherparks wurde dem Zusammenfluss von Hilsbach und Elsenz durch Verbreiterung des Mündungsbereichs seine ursprüngliche, natürliche Atmosphäre zurückgegeben. Einen Kontrast dazu bildet die markante, geometrische Plattform. Über Sitzstufen und Furten mit Trittsteinen werden die Bachläufe erleb- und querbar.

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