© Gartenschau Eppingen 2022. Planung: Maik Böhmer, Planorama Landschaftsarchitektur, Berlin. © Foto: Nikolai Benner

© SOWATORINI Landschaft • SOWATORINI Landschaft

© Sebastian Sowa • SOWATORINI Landschaft

© Alexander Luna • SOWATORINI Landschaft

© Sebastian Sowa • SOWATORINI Landschaft

© Alexander Luna • SOWATORINI Landschaft

© Alexander Luna • SOWATORINI Landschaft

© Alexander Luna • SOWATORINI Landschaft

© SOWATORINI Landschaft • SOWATORINI Landschaft

© SOWATORINI Landschaft • SOWATORINI Landschaft

© Gianluca Torini • SOWATORINI Landschaft

© Sebastian Sowa • SOWATORINI Landschaft

« zurücknächstes »

Entwurfsverfasser Landschaftsarchitektur:
Sebastian Sowa, Gianluca Torini, SOWATORINI Landschaft, Berlin und Bochum

am Bau beteiligte Firmen:
Gebaut vom Team SOWATORINI; unterstützt von Jens Kothe (künstlerische Assistenz) und Angelo Bähren, Marvin Martin Coronado, Petra Gantenberg-Hecht, Christian Pecsenke, Uwe Wollenin von der Stadt Bochum.

in Auftrag gegeben von:
Stadt Bochum, Amt für Stadtplanung und Wohnen, Abteilung Stadtentwicklung
Dagmar Stallmann und Anja Rudack

Bearbeitungszeitraum :
Dezember 2019 – Juni 2020

Planungs- | Baukosten :
30.000 Euro, inklusive Honorar

 



 

Juryurteil:

Der Husemannplatz, einer der zentralen und größten Plätze Bochums, wird in den kommenden Jahren in Gänze umgestaltet. Unter Beachtung der Wünsche der Bochumer.innen nach Freiräumen mit mehr Aufenthalts- und Spielqualität in den innerstädtischen Bereichen, hat die Stadt Bochum die letzte Phase vor dem langwierigen Umgestaltungsprozess als Chance gesehen und den Platz vorübergehend als erlebbaren Freiraum arrangiert.

Das Ergebnis ist die Schaffung einer temporär inszenierten Spiellandschaft. Ca. 90 Bretter legen sich wie ein Netz aus schmalen Stegen über den Platz. Die Bretter laufen horizontal, tauchen untereinander durch, sind geneigt oder haben Lücken, die überwunden werden müssen. Ein Ort zum Entdecken, Balancieren, Sport treiben oder Verweilen. Die Installation macht neugierig und animiert Nutzer:innen jeden Alters sich auszuprobieren. Funktional und robust konstruiert, sind die Fußplatten der Stahlkonsolen in der Granitoberfläche verschraubt. Die bewusst gewählte maximale Aufbauhöhe liegt unter 60 cm, um den relevanten Normen für Spielplatzgeräte und den damit verbundenen Anforderungen an den Fallschutz gerecht zu werden.

Der planerische Ansatz zur Erschaffung einer Komposition aus einer erlebbaren Spiellandschaft mit einem skulpturalen Habitus ist überzeugend gelungen. Bewusst und mutig formuliert, um die starre Symmetrie des Platzes zu brechen. Hervorzuheben sind die Geschwindigkeit und das geringe Budget der Gesamtumsetzung. Ein praktikables und wirkungsvolles Konzept, welches den Bedarf bedient, wenn dieser vorhanden ist.

 

Projekterläuterung:

90 Bretter legen sich wie ein Netz aus schmalen Stegen über den Platz. Die Bretter laufen horizontal, tauchen untereinander durch, sind geneigt oder haben Lücken, die man überwinden muss. Ein Ort zum Entdecken, Balancieren, Sport treiben oder Verweilen. Ein Ort, der für uns kein Spielplatz ist, sondern eine temporäre, skulpturale Spiellandschaft, die für alle offen ist.

AUSGANGSLAGE
Einer der größten und wichtigsten innerstädtischen Plätze Bochums, der Husemannplatz, wird in den kommenden Jahren komplett umgestaltet. Die Stadt Bochum hat die letzte Phase vor dem Umbau als Chance gesehen. Als Möglichkeit um Innenstadt als Freiraum neu zu erproben und, konkret, das Thema des Spiels in der Innenstadt, mit ungewöhnlichen Ideen erlebbar zu machen.

HALTUNGEN
1. Wir wollen keinen temporären Spielplatz, wir wollen eine temporäre (Spiel-)landschaft!
2. Es soll ein Ort sein, der neugierig macht, unabhängig vom Alter.
3. Das Temporäre, das Experimentelle muss sichtbar sein.

KONZEPT
Ausgangspunkt des Brettspiels ist es, die starre Symmetrie des Platzes zu brechen. Das Brettspiel verweigert sich der eigenwilligen Axialität und sucht die Spannung in einer Form, die ein chaotisches Moment auf den Platz bringt. Ca. 90 Bretter legen sich wie ein Netz aus schmalen Stegen über den Platz. Die Bretter laufen horizontal, tauchen untereinander durch, sind geneigt oder haben Lücken, die man überwinden muss.
Ein Ort, der für uns kein Spielplatz ist, sondern eine temporäre, skulpturale Landschaft, die offen ist für alle. Und eine Arbeit, die in ihrer Anmutung, den temporären und experimentellen Charakter sichtbar macht.

TECHNIK
Der Umbau des Platzes erlaubte uns, die Fußplatten der Stahlkonsolen in den Granitoberflächen zu verschrauben. Auf den Platten sind Gewindestangen verschweißt an denen Stahlkonsolen mit stabilen Muttern auf die richtige Höhe geschraubt werden können. Das erlaubte während des Bauprozesses ein gewisses Maß an Flexibilität auf die Gegebenheiten des Untergrundes zu reagieren. Es gibt insgesamt 3 unterschiedliche Höhen der Gewindestangen, deren maximale Höhe inkl. Brett immer unter 60cm bleibt, um dem Fallschutz Rechnung zu tragen. Die Lärchenbretter sind gehobelt, geschliffen und an den Kanten kontrastfarbig lasiert, um die Bespielbarkeit sicherer zu machen und die Arbeit, in einem sehr heterogenen Umfeld, auch visuell kräftig herauszuarbeiten. Um die Arbeit herum wurde ein taktiler Aufmerksamkeitstreifen aufgeklebt um querende Passanten auf die Situation aufmerksam zu machen.

PROZESS
Gemeinsam mit den unterschiedlichen Fachämtern der Stadt, ist dem Projekt ein intensiver Prozess vorangegangen, bei dem das möglich machen des Ungewohnten immer im Fokus stand. Im Laufe mehrerer Monate konnten wir gemeinsam die zahlreichen Fragen und Probleme lösen, die so ein Projekt im öffentlichen Raum mit sich bringt.
Die Arbeit wurde nach ersten Skizzen und Visualisierungen im physischen Modell entworfen und anschließend in die detailliertere Planung (Lagepläne, Schnitte und Ansichten) übersetzt, die Grundlage für den Aufbau war.

RÜCKBLICK
Juliane von Hagen schreibt über das „dynamische Treiben auf dem so einfachen, aber überzeugenden Mikado aus Holzstegen“ in der Garten + Landschaft: „Die Installation animiert vor allem junge Menschen zum Klettern, Balancieren und Hüpfen. Sie entwickeln Spiele mit eignen Regeln die ihre Bewegungen auf der Brettskulptur lenken. (…) Manchmal stockt der Atem, denn stolpern und stürzen gehören zu den Eroberungen. Die Euphorie über die unendlichen Möglichkeiten und Herausforderungen aber übertüncht jeden Schmerz. In Spitzenzeiten spielen auf der Arbeit gleichzeitig dutzende Kinder nach ihren eigenen Regeln. Parcour-Sportler*innen haben die Landschaft als festen Trainingsort etabliert. Jugendliche mit Stunt-Scootern springen über die Installation. Wieder andere machen es sich einfach auf den Brettern und Plattformen gemütlich."
Dazu kommt: Keine schweren Verletzungen, ein überraschend geringer Unterhaltsaufwand und schlicht gar kein Vandalismus.

Ausgezeichnet mit dem LILA-Award 2021 in der Kategorie "schools and playgrounds" dem Street scape award in der Kategorie "Urban public art" und nominiert für den POLIS-Award in der Kategorie "Lebenswerter Freiraum".

schließen [x]

 

Video schließen [x]