© Gartenschau Eppingen 2022. Planung: Maik Böhmer, Planorama Landschaftsarchitektur, Berlin. © Foto: Nikolai Benner

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Entwurfsverfasser Landschaftsarchitektur:
Franz Reschke, Franz Reschke Landschaftsarchitektur, Berlin

Mitarbeiter: Projekt: Ninon Weber-Wittenberg (Projektleitung), Luisa Hansel, Jan Ole Rolfes; Wettbewerb: Luisa Hansel, Leon Giseke, Frederik Springer 
Fachplaner / Bauleitung: Martin Tochtrop, Hennef (Bauleitung); Studio C, Berlin (Tragwerksplanung Spielgeräte, Einbauten); Jan Derveaux / Rimpau&Bauer Architekten, Berlin (Volmebrücke); Mull&Partner, Hagen (Altlastensanierung); IRP, Hagen (Tiefbau und Renaturierung); Viehbahn&Sell (LBP Renaturierung)
am Bau beteiligte Firmen: Kriesten Tiefbau, Meinerzhagen (Bau Freianlagen); POPULÄR Skateparks, Nürnberg (Aktionsfläche); X-Move, Stockstadt a. Main (Stahlskulpturen)
Auftraggeber/Bauherr: Stadt Kierspe
Bearbeitungszeitraum: 10/2014 - 07/2017
Planungs-/Baukosten: 1,2 Mio. Euro (brutto)



Juryurteil:

Im Rahmen der Regionale in Nordrhein-Westfalen 2013 wurden auch in der Kleinstadt Kierspe im Sauerland die entscheidenden Impulse gesetzt, um einen vernachlässigten Stadtteil am Bahnhof aufzuwerten. Dort, wo lange ein metallverarbeitender Betrieb seinen Werkstätten hatte, bietet seit 2017 der neue Volmepark an dem gleichnamigen, renaturierten Fluss der Bevölkerung Raum für Naherholung. 

Geschickt betont der Verfasser die Topographie des Flussbettes noch durch zwei Landschaftsbauwerke aus dem Abraum der notwenigen Altlastensanierung. Die beiden gegenüberliegenden Ufer bieten einen spannenden gestalterischen Kontrast: auf der einen Seite die extensiven Bereiche des Parks mit ihren Wiesen und dem naturnahen Flusslauf, auf der anderen eine intensiv nutzbare Aktionsfläche mit Spiel- und Sportangeboten. Hier wiedersteht der Verfasser einer Übermöblierung, sondern arbeitet auch hier mit der Topographie: die skulpturale Landschaft aus Beton bietet wie selbstverständlich ein breites Spektrum für Nutzungsmöglichkeiten an. Wo Möblierung gewählt wurde, folgt sie einem sorgfältig ausgearbeiteten Gestaltungskanon: die feuerverzinkten, stählernen Objekte beziehen sich auf die industrielle Vorgeschichte des Arealsund in ihrer Form auf die Volmelandschaft.

Die Jury hebt den angemessenen und akzentuiert gestalteten Umgang mit dem Thema Sport und Spiel hervor. Das Angebot fügt sich wie selbstverständlich mit einer eigens entwickelten Gestaltsprache in Park und Landschaft ein.

 

Projekterläuterung:

Im Rahmen der Regionale 2013 in Südwestfalen wurde der Stadtteil Kierspe-Bahnhof durch verschiedene Maßnahmen aufgewertet, u.a. durch die Renaturierung der Volme und die Anlage des Volmeparks als öffentliche Freifläche. Der Park bildet einen neuen, großzügigen Freizeit- und Erholungsraum für die Kiersper Bürger. Teils extensiv-naturnah, teils intensiv-urban gestaltet, stellt er einen wesentlichen Baustein für ein nachhaltig lebenswertes Quartier im Umfeld des Kiersper Bahnhofes dar. Basierend auf dem prämierten Wettbewerbsentwurf (2014) beauftragte die Stadt Kierspe das Büro Franz Reschke Landschaftsarchitektur mit der Planung. Der Park wurde nach 3-jähriger Planungs- und Bauzeit im Juli 2017 eröffnet.

Eine Wanderung durch den Landschaftsraum des Volmetals im Sauerland offenbart dessen lineare Gliederung und Organisation. Die Trasse der Volmetalbahn und die Bundesstraße begleiten und queren die Volme und Ihre Ufer in unsteter Folge. Zwischen den einzelnen ‚Linien’ liegen weiche und steile, gebaute und natürliche Topografien. Der Volmepark wurde als intensivierter und gestalteter Teil dieses Landschaftsraums verstanden, entworfen und erlebbar gemacht.

Die Flächen des Volmeparks im Stadtteil Kierspe-Bahnhof wurden in den letzten Jahrzehnten zu großen Teilen durch einen metallverarbeitenden Betrieb genutzt. Der Fluss verlief verrohrt entlang der Straße, ein hoher Anteil versiegelter Flächen als auch eine Vielzahl von Altlasten waren das ‚Erbe’ der industriellen Nutzung. Mit der umfassenden Altlastensanierung, der Renaturierung der Volme und der Umgestaltung zum öffentlichen Park wurde das Areal reaktiviert und in den umgebenden Stadtraum eingebunden. Der sozial schwache Stadtteil um den Bahnhof, geprägt durch hohen Leerstand und belastet durch den starken Schwerlastverkehr, wird durch den Park aufgewertet. Im Zusammenspiel mit der Wiedereröffnung des Kiersper Bahnhofs und ZOBs wird eine städtebauliche Regeneration initiiert.

Die zentrale Lage und Bedeutung des in seinem ehemaligen Bett renaturierten Flusslaufes wird inszeniert und akzentuiert. Die zwei Uferseiten sind dabei Grundlage für einen spannungsvollen Kontrast im Park - eine intensiv nutzbare Aktionsfläche auf der nördlichen Seite steht der weitgehend extensiven südlichen Parkseite gegenüber. Zwei aus dem Abraum der Altlastensanierung generierte Landschaftsbauwerke (4.000 und 2.500 cbm) schaffen einen definierten Rahmen für das Parkleben am Fluss. Der Park wird durch die Topografie visuell und akustisch von der Bundesstraße abgesetzt. Über eine Vielzahl von wiederhergestellten und neuen Wegeverknüpfungen wird der Park gleichermaßen zum verbindenden Passstück zwischen Landschaft und Stadtraum. Unter anderem werden der Volmetalradweg und eine Schulwegeverbindung durch den Park geführt. Ein Bahnübergang in Richtung Stadt (2019) und die Fortführung des Weges entlang des Südhanges bis nach Meinerzhagen werden langfristig die Einbindung des Parks zusätzlich stärken. Über Veranstaltungen wird der Park in das Kiersper Stadtleben eingebunden: präzise in die Topografie eingepasste Sitzstufen und der vorgelagerte Bühnenplatz an der Volme bieten Platz für ca. 150 Personen. Die aus Ortbeton hergestellte Volmebrücke, geplant durch Jan Derveaux und Rimpau&Bauer Architekten (Berlin), verbindet die beiden Ufer und wird selbst zum Ort im Park.

Die nördlich anschließende Aktionsfläche ist frei nutzbar und an einen flachen Uferzugang angebunden, was die direkte Sichtbarkeit und vielfältige Erlebbarkeit des Wassers ermöglicht. Die modellierte Topografie der Ortbetonfläche lädt zum Rollen, Rennen, Balancieren und Spielen ein. Statt einer Differenzierung von Nutzungen werden diese räumlich und gestalterisch verschränkt und lassen so einen ‚intensiven und sozialen’ Raum entstehen. Spielobjekte, Ausstattung und Einbauten wurden zu großen Teilen spezifisch für den Park entwickelt. Dabei wurden grundsätzlich steinerne und feuerverzinkte stählerne Objekte differenziert. Die Materialverwendung basiert auf der industriellen Vorgeschichte des Ortes und des Motivs der ‚Volmelandschaft’. Zwei langgestreckte, komplex gewundene Stahlskulpturen bieten Kindern als auch Erwachsenen Raum für Spiel und Fitness.

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