© Philip Winkelmeier • Sinai

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Entwurfsverfasser Landschaftsarchitektur:
A.W. Faust, Sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH, Berlin

Mitarbeiter: Theresa Gläßer, Peter Hausdorf (Projektleitung), Sumika Aizawa, Pia Custodis, Sebastian Exner, Malin Krause, Theresa Unger; Wettbewerb: Sophie Béjanin, Pia Custodis, Maja van der Laan, Lene Zingenberg
Fachplaner: EISAT – Statik Dünenbrücke und Stege; Wassertechnik Rostock – Wasserspiele
am Bau beteiligte Firmen: Fa. Rasche – Galabauarbeiten im Waldpark; Fa. Rühl&Brummel – Galabauarbeiten im Waldpark Ost; Fa. Sindermann – Galabauarbeiten im Kurpark; Fa. KuKuK – Spielplatzbau Elfenheim; Fa. Modellbau Stein – Spielpunkte im Waldpark; Fa. Merrygoround – Spielpunkte im Waldpark; Fa. Ringbeck –Wasserbecken im Kurpark; Fa. Niewels – Fontänentechnik Wasserbecken; Fa. Benz – Bewässerungsanlage im Kurpark; Fa. Kleinschlömer – Dünenbrücke im Waldpark, Stege Mersmannsteiche
Auftraggeber/Bauherr: Landesgartenschau Bad Lippspringe 2017 GmbH
Bearbeitungszeitraum: 2014 - 2017
Planungs-/Baukosten: ca. 6 Mio. Euro (netto / Daueranlage)



Juryurteil:

Die Um- und Neugestaltung des Waldkurparks in Bad Lippspringe von SINAI  inszeniert in gekonnter Weise DEN romantischen Sehnsuchtsort der Deutschen, den Wald. Die Arbeit überzeugt durch ein hohes Maß an Sinnlichkeit. Behutsam gehen die Planer mit dem bestehenden Ort um und lassen durch pointierte Schärfungen und Setzungen einen hinreißenden Ort entstehen. Hier kann Natur in sinnlichster und unterschwelligster Form erlebt werden.

Ein dramatisches Wechselspiel aus Licht und Schatten, aus hell und dunkel verführt den Besucher sich, immer tiefer in den Park hinein zu tasten. Lange Lichtungskorridore und spiegelnde Wasserflächen bieten atemberaubende Höhepunkte und setzen den alten Baumbestand wunderbar in Szene. Ohne auffällige Belehrung und Wissensüberfrachtung wird die Natur dem Besucher mit all ihren groben und feinen Aspekten näher gebracht.

Zurückhaltend wird mit baulich Neuem umgegangen. Die hinzu gefügten Materialien und Formen der Beläge und Möblierungen erzeugen einen sehr hochwertigen Gesamteindruck der Anlage und stehen im spannungsvollen Kontrast zur wilden Naturlandschaft. Ein schöner Beitrag für mehr Sinnlichkeit wider den Pragmatismus in unseren Freiräumen.

 

Projekterläuterung:

Wald und Lichtung bilden als spannungsvolles Paar das atmosphärische Gerüst des neuen Kurwaldparks. Er ist ein durchlässiges Gewebe aus alten Waldquartieren, Parkfenstern und luftigen Wiesenbahnen. Einfache und klare Raumbilder durchdringen als zusammenhängende Folge den dichten Bestand. Sie bringen Licht, Luft und Weite in den Wald. Die Interventionen bieten unterschiedliche Wahrnehmungen und Kontakte mit dem Wald. Sie nehmen ihm aber nicht seine Magie und sein Geheimnis. Kurpark und Parkwald werden als zusammenhängendes Freiraummotiv interpretiert. Es entsteht ein neuartiger Parktyp, der den möglichen Umgang mit siedlungsnahen Waldbeständen beispielgebend aufzeigt.

Als Park ganz neuer Prägung ist der Kurwaldpark ein Alleinstellungsmerkmal für Bad Lippspringe. Das Projekt kann beispielhaft für einen neuen Umgang mit Waldbereichen im Siedlungsgebiet gesehen werden. Der Park bildet einen wichtigen Baustein im lokalen Gefüge von Siedlung, Kuranlagen und Erholungsbereichen. Er stellt nicht nur räumlich, sondern auch atmosphärisch ein Bindeglied dar. Das breitgefächerte Angebot definiert den ehemaligen Kurwald zum ganzjährig nutzbaren Erholungspark um.

Auftakt: Kaiser-Karls-Park und Große Kurpromenade
Der bestehende Kurpark wurde unter Beibehaltung der bestehenden Mittelachse modern interpretiert. Zwei Wegeachsen führen das Motiv der Kurpromenade nach Norden bzw. Osten fort.
Zentrum der Anlage ist das vergrößerte Bassin mit Wasserspielen. Das Bassin mit Promenadenplatz leitet in eine Doppelpromenade mit spektakulären Bepflanzungen und Sitzgelegenheiten unter alten Bäumen über.
Die Bepflanzung wird von Süd nach Nord bzw. West nach Ost einfacher und naturhafter. Der Anteil robuster Dauerstauden, die verwildern können, nimmt zu. Der Wechselflor im Kernbereich ist Bestandteil der Daueranlagen.

Ein Park neuen Typs: Der Waldpark
Die Grundstruktur folgt der orthogonalen Quartiersbildung des Waldes. Nach diesem Prinzip werden bestehende Wegeverbindungen im und durch den Park gestärkt und neue dazu gefügt.
Klare Raumbilder verschiedener Intensität durchdringen den dichten Waldbestand. Mit wiederkehrenden Materialitäten machen sie die verschiedenen Partien als Gesamtgefüge wahrnehmbar. Sie bringen Licht, Luft und Weite in den Wald, nehmen ihm aber nicht seine Magie und sein Geheimnis.

Ökologie und Topografie: Die Lichtfugen
Mit dem gestalterischen Mittel der Lichtfugen wurde die besondere Topografie des Waldparks herausgearbeitet, die sich eiszeitlichen Binnendünen verdankt. Die Schaffung von Lichtungen und Waldsaumkanten bietet gleichzeitig eine Vielfalt an Lebensräumen.
Zentral verläuft die bis zu 30 Meter breite Dünenfuge, die den östlichen Eingangsbereich am Thermalbad mit der historischen Liegehalle im Westen verbindet. Sie wurde durch Auslichtung des Baumbestandes geschaffen. Wiesenansaaten und verwildernde Stauden bereichern die vorhandene Waldflora. Die von SINAI entworfene Dünenbrücke schließt eine zusätzliche Verbindung zwischen der Stadt und dem nördlich gelegenen Erholungswald.

Parkfenster: An den Mersmannteichen
Die Meersmannteiche zwischen den bewegten Dünenkuppen waren zum Zeitpunkt des Wettbewerbes praktisch nicht mehr sichtbar. Nun bilden sie wie einst den Mittelpunkt einer landschaftlichen Partie.
Der Baumbestand wird gelichtet, es entstehen weich konturierte Blickbeziehungen und Rasenbereiche zum Liegen, Spielen und Picknicken.
Das Relief wird wieder erlebbar und Sonne erreicht die Wasserflächen, Staudeninseln und Solitärbäume bereichern das Parkbild. Die sanierten Teiche sind über Uferpodeste punktuell zugänglich. Auf einem Dünenkamm entsteht ein Sitzplatz mit weitem Blick.

Von Elfen und Trollen: Die Spielwelten
Alle Spielelemente sind eigens entworfene Unikate – direkt am Standort entwickelt, verflechten sie sich ganz und gar mit ihrer Umgebung.
An besonderen Orten im Kurwaldpark entstehen Hinweise auf die Welten rätselhafter Naturwesen, die im Wald beheimatet sind, wie z.B. die Lichtvölker, die Alben oder Lichtelfen, die mit den Göttern zusammen den Himmel bewohnen. Ihnen stehen die erdverbundenen, grobschlächtigen Trolle gegenüber.

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