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Der ehemals militärisch genutzte Hubschrauberlandeplatz Bonames – ein Relikt des Kalten Krieges – war lange ein ungenutzter, versiegelter Raum in der Niddaaue, der im starken Kontrast zur umgebenden Natur stand. Ziel war es, ein historisch geprägtes Gelände in einen Naturpark zu verwandeln, der sowohl die Erinnerung an seine Vergangenheit bewahrt als auch Raum für ökologische Entwicklung und Naherholung bietet. Die Herausforderung bestand darin, diese Geschichte zu respektieren und gleichzeitig den Weg für eine nachhaltige Transformation zu ebnen.
Anstatt das Areal vollständig zu überformen, wurde mehr als die Hälfte der bestehenden Versiegelung aufgebrochen, um den natürlichen Sukzessionsprozess zu ermöglichen. Beton- und Asphaltflächen wurden entfernt, Niveauunterschiede durch Senkungen geschaffen und Abbruchmaterialien aus Gabionenkörben eingebaut. Diese Eingriffe fördern die Entstehung neuer Lebensräume für Flora und Fauna und geben der Natur die Möglichkeit, den Raum nach und nach zu erobern. Heute zeigt sich auf dem Areal eine große Vielfalt an Habitatsstrukturen und eine ausgeprägte Stadtwildnis. Feuchtflächen, Geröllhaufen und Baumreihen bieten rund 370 Tierarten Lebensraum, von denen einige auf den roten Listen stehen. Der Ort dient vielen Vögeln als Brut- und Rastplatz, und auch Amphibien finden hier geeignete Bedingungen für ihre Entwicklung.
Das Projekt lädt dazu ein, diesen dynamischen Entwicklungsprozess in Echtzeit zu erleben und zu beobachten, wie sich der Raum von einem starren militärischen Areal zu einem lebendigen Naturraum entwickelt.
Die ehemalige Landebahn blieb als markante landschaftliche Form erhalten, wird jedoch durch gezielte Einschnitte und das Einfügen von Abbruchmaterialien aufgebrochen. Diese Eingriffe schaffen Raum für Vegetation, ohne die klare Struktur der Landebahn zu verschleiern.
Der Baumhain – ein weiteres prägendes Element des Parks –, lenkt den Blick auf das ehemalige Towergebäude. Er orientiert sich ebenfalls an der Philosophie, einen dynamischer Raum zu schaffen, der sich im Laufe der Jahre immer weiter verdichtet und zur Geltung kommt. Ergänzt wird der Hain durch temporäre Maßnahmen wie dem Agenda-Wald.
Das Projekt zielt auch auf das aktive Einbeziehen der Bevölkerung ab. Eine Brücke verbindet das Areal mit dem überregionalen Fuß- und Radwegenetz und macht den Park so für die Stadtbewohner*innen zugänglich. Ein „schwebender“ Steg über der Niddaaue führt direkt zum markanten Towergebäude, das als Wahrzeichen des Parks fungiert. Die nordwestliche Straße bleibt als Fußweg erhalten und ermöglicht eine zusätzliche fußläufige Erschließung. Soziale und kulturelle Initiativen wie das Towercafé und die „Grünen Klassenzimmer“ bieten einen Raum für Kinder und Jugendliche, die den Park als lebendiges Naturlabor erleben können. In regelmäßigen Veranstaltungen und mit Unterstützung von den Landschaftslotsen können Besucher*innen mehr über den natürlichen Wandel erfahren und aktiv daran teilhaben.
Heute wird der alte Flugplatz als ein Ort mit multifunktionaler Nutzung empfunden. Als Eingangstor in den Frankfurter GrünGürtel und somit auch in den Regionalpark RheinMain hat er direkte Auswirkung auf das Stadtklima und wird zu einem Ort der Naherholung für Anwohner*innen.
Der ressourcenschonende Einsatz von Abbruchmaterialien ist heute wichtiger denn je. Anstatt neue Baustoffe zu verwenden, wurden bereits damals Materialien aus der bestehenden Infrastruktur recycelt und für die Neugestaltung des Geländes genutzt. Diese Transformation folgt einem doppelten Prozess: Zunächst wird das Material aufbereitet, und im Verlauf der Zeit verändert es sich weiter, indem es von der Natur überformt wird. Abbruchmaterialien, die für die Landebahn, die Aussichtschanze und Sitzbänke verwendet wurden, tragen zur Authentizität des Projekts bei und erzählen die Geschichte des Ortes weiter.
Lageplan © GTL, 2004
Aue und Zufluss Nidda © Ines Wodrich, GTL, 2008
Sukzession © Ines Wodrich, GTL, 2008
Landebahn trifft auf Wildnis © Kai Spurling, GTL, 2012
Bedrängung © Kai Spurling, GTL, 2012
Landschaftsskulpturen, Aussichtstürme aus Betonplatten © Kai Spurling, GTL, 2012
Multifunktionelle Landebahn © Kai Spurling, GTL
Herbst © Klaus W. Rose, GTL, 2020
Querung Landebahn, überregionale Route © Juliana Klusmann, GTL, 2024
Entwurfsverfasser:innen
Michael Triebswetter, Markus Gnüchtel
GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB
Mitarbeitende
Roland Nagies (Projektbearbeitung), Klaus W. Rose (Bauleitung)
Fachplanung / Bauleitung
Projektgruppe GrünGürtel, Klaus Hoppe (Umweltamt)
am Bau beteiligte Firmen
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Auftraggebende | Bauherrschaft
Grünflächenamt Frankfurt am Main
Bearbeitungszeitraum
2002 bis 2004
Planungs- / Baukosten
900.000 Euro