Bitte warten Sie.
Ihre Datei wird zum Server gesendet.
Einen Moment bitte.
Einreichung wird geladen.
Das „Testfeld Reallabor Radbahn“ befindet sich in Berlin Kreuzberg, entlang der Skalitzer Straße. Die bisher als Parkplatz genutzte Fläche wurde in einen neuen städtischen Grünraum umgestaltet. Hier trifft langsame Mobilität auf Natur und den Bürger*innen wird ein überdachter linearer Park geboten.
STRUKTUR: DIE INSELN UND DAS GRÜNE BAND
Die Beseitigung der Parkplätze gibt Raum frei für Fußgänger und Radfahrer und ist der erste Schritt zur Schaffung von zwei "Inseln", die durch ein grünes Band verbunden sind. Das Konzept der Inseln entstand in einem partizipativen Prozess und soll verschiedene Aktivitäten ermöglichen. Sitzen, Spielen, Kunst oder Veranstaltungen sind z.B. in der Interaktionsinsel verortet und machen diese Insel zu einem Ort für Geselligkeit und Begegnung. Die zweite Insel, die so genannte Radinsel, dient den funktionalen Bedürfnissen von Radfahrer*innen, mit einer speziell für sie konzipierten Ausstattung. Zusammen mit dem intensiv bepflanzten grünen Band wird ein linearer Park geschaffen, der ein urbanes Naturerlebnis für Radfahrer und andere Nutzer sowie ein Refugium für Vögel, kleine Säugetiere und Insekten schafft.
EINE ANTWORT AUF HEUTIGE UND ZUKÜNFTIGE KLIMATISCHE HERAUSFORDERUNGEN
Im Kontext der Klimakrise mitten in der Metropole Berlin stellt das stark urbanisierte Umfeld neue Herausforderungen, auf die das Projekt mit einer zukunftsorientierten Vision reagiert, die die Verwendung neuer Baumaterialien minimiert, den Abriss begrenzt, den Wärmeinseleffekt reduziert und die Regenwassernutzung fördert. Zu den wichtigsten Projektstrategien gehören:
Entsiegelung: Die erste Maßnahme war der Ausbau des Pflasters, bei der mehr als 250m2 ehemalige Parkplatzfläche entsiegelt wurden. Auch in den Bereichen, in denen es weiterhin gepflasterten Flächen gibt, wurde eine Pflasterung mit offenen Fugen gewählt, die Regenwasserversickerung begünstigt.
Wiederverwendung: Alle Oberflächen wurden durch die Wiederverwendung vorhandener Materialien geschaffen. Auf der Interaktionsinsel wurden die roten Betonsteine der Parkplätze mit Splittfugen neu verlegt. Auf der Radinsel wurden die Betonsteine im Wechsel mit neuen roten Ziegeln verlegt, wodurch eine schillernde Oberfläche entstand. Die ausgebauten Granitborde wurden in Blöcke geschnitten und als Trittsteine in der Vegetation genutzt.
Wassermanagement: Die Pflanzflächen sind so konzipiert, dass sie das Regenwasser zurückhalten, um das Mikroklima zu mildern und das Pflanzenwachstum in Trockenperioden zu unterstützen. Aufgrund der Dachwirkung des Viaduktes und des hohen Trockenheitsrisikos, wurde das Gelände so modelliert, dass das Regenwasser in die gemuldeten Bereiche unter das Dach geleitet wird. Außerdem wurde in Zusammenarbeit mit der TU Berlin ein Filterbeet installiert, das mit Hilfe von Pflanzen und Substraten das zur Verfügung stehende Regenwasser vom Viadukt reinigen soll. Derzeit wird die Qualität dieses gefilterten Wassers überwacht und untersucht, ob dieses Wassers für die Bewässerung geeignet ist.
Widerstandsfähige Pflanzen: 90 Gehölze und über 4000 Stauden und Gräser wurden auf dem Testfeld gepflanzt, viele davon mediterran und klimaresistent. Die Pflanzenauswahl wird gemeinsam mit dem Boden- und Regenmanagement zu einer dauerhaften und resistenten Pflanzung führen, die auch extremen klimatischen Ereignissen standhält. Dafür wurde der Boden mit verschiedenen Techniken und Substraten hergestellt, wodurch ein Mosaik aus 8 verschiedenen Situationen geschaffen wurde. Die vielfältigen klimatischen und geologischen Bedingungen, die in Sonneneinstrahlung, Substratstärke, Feuchtigkeit und Wasserdurchlässigkeit variieren, schaffen somit Lebensraum für diverse Pflanzen und Tierarten.
Intelligente Infrastruktur: Interaktive Objekte wie Bänke, Klanginstallationen und Informationssysteme führen zu Aneignung des öffentlichen Raumes. Die Radbahn ist nicht nur ein Stadterneuerungsprojekt, sondern eine Vision, die Mobilität, Ökologie und Sozialität in einem innovativen Raum vereint.
Axonometrie der Interaktionsinsel © fabulism+nuko, 2024
Ansicht des Testfeldes von Südosten © Hanns Joosten, 2024
Vorgezogener Aktionstag mit Bürgern zum gemeinsamen Entsiegeln und Bepflanzen einer Parknische © Matthias Heskamp, 2023
Mittelweg kurz nach der Eröffnung © fabulism+nuko, 2024
Interaktives Klangobjekt © fabulism+nuko, 2024
Pflanzdetail im Parknischenrelikt © Hanns Joosten, 2024
Querschnitt vor und nach der Umsetzung © fabulism+nuko, 2024
Regenwasserkonzept © fabulism+nuko, 2024
Radbahn-Ausstellung auf interaktiven Informationstafeln © fabulism+nuko, 2024
Detail des Beteiligungsbriefkastens © Hanns Joosten, 2024
Entwurfsverfasser:innen
Lysann Schmidt-Blaahs, Giulia Pozzi, Mirko Andolina
fabulism+nuko PartGmbB
Mitarbeitende
Sara Taiana
Eva Wachauf
Fachplanung / Bauleitung
Landschaftsarchitektur: fabulism+nuko PartGmbB
Elektroplanung: Ingenieurbüro Reddmann
Tierökologisches Gutachten: Dr. Schmid-Egger
Statisches Gutachten: TESKA Ingenieure
Sigeko: INVO Ingenieurbüro Vogt
am Bau beteiligte Firmen
Das Reservat
Tischlerei Noibau
Fürstenau Taubenabwehr
Auftraggebende | Bauherrschaft
Reallabor Radbahn gUG (haftungsbeschränkt) i.L.
Bearbeitungszeitraum
2022-2024
Planungs- / Baukosten
Baukosten: 520.000€ brutto