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Parkway im Patrick-Henry-Village

Heidelberg

Das Patrick-Henry-Village (PHV) am Stadtrand von Heidelberg war seit den 1950er Jahren eine Wohnsiedlung für die US-Armee und ihre Angehörigen. Als diese 2013 aufgegeben wurde, entwickelte die Stadt Heidelberg im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2012 - 2022 einen dynamischen Masterplan für das Quartier. Unter dem Motto "Wissen schafft Stadt" soll ein neuer Stadtteil für rund 10.000 Einwohnende und 5.000 Arbeitsplätze entstehen.

Für die ringförmige Haupterschließung des Quartiers, den „Parkway", wurde 2022 ein Wettbewerb ausgelobt, aus dem der vorliegende Entwurf als erster Preis hervorging. Er definiert den Parkway nicht als singulären Raum, der lediglich Verkehrsfunktionen abbildet, sondern als linearen Park, der feingliedrig vernetzt, Gebäude- und Freiraumnutzungen vielfältig in Beziehung setzt und die Klimaresilienz aktiv unterstützt. Der Parkway schafft durch das Konzept der durch den Park schwingenden, baumüberstandenen Fahrspuren eine hohe Freiraumqualität mit vielfältigen Aufenthaltsangeboten. Dabei wird er sowohl den Anforderungen der langsamen als auch der schnellen Mobilität gerecht.

Der dynamische Masterplan sieht ein autoarmes Quartier mit Sammelgaragen anstelle von oberirdischen Stellplätzen und Tiefgaragen sowie die Verlängerung der Straßenbahnlinie aus der Heidelberger Innenstadt vor. Das verkehrsplanerische Konzept für den Parkway basiert auf dem Prinzip der Überlagerung. Zur Minimierung der Versiegelung wurden die Fahrspuren für den allgemeinen motorisierten Individualverkehr mit denen der Radfahrenden in einer Fahrradstraße, der „next line“, und die Busspuren mit der Straßenbahntrasse in einer begrünten Trasse kombiniert. Die gebündelte Führung des ÖPNV erleichtert das Umsteigen und verhindert, dass die Busse durch den MIV ausgebremst werden. Die erforderliche Gesamtbreite des Verkehrsraumes kann so um etwa ein Drittel reduziert werden.

An der Außenseite des Parkways verläuft entlang der Gebäude eine breite und sichere Flanierzone. Großzügige Grünflächen mit Baumgruppen, die die Gehwege beschatten, sorgen zugleich für ein angenehmes Mikroklima. Ein zusätzlicher „Fun-Trail“ entlang der „next line“ ist ebenfalls für Fußgänger*innen gedacht. Er begleitet teils den Parkway, teils führt er in das PHV hinein und erschließt die Spiel-, Sport- und Aufenthaltsangebote der angrenzenden Freiräume.

Das Patrick-Henry-Village zeichnet sich durch einen wertvollen und raumprägenden Baumbestand aus. Da der Parkway auf der Trasse einer bestehenden, deutlich schmaleren Ringerschließung verläuft, sind viele der heute straßenbegleitenden Bäume in ihrem Erhalt gefährdet. Der Parkway-Entwurf reagiert darauf, indem er seine Linienführung durch die Lage der vorhandenen Bäume definiert und so deren Erhalt ermöglicht. Die beiden Fahrtrichtungen der „next line“ werden getrennt geführt. Teilweise verlaufen sie parallel, streckenweise spreizen sie sich auf, führen in weiten Bögen um die Baumstandorte herum und lassen zwischen sich bis zu 8 m breite Grün-, Retentions- und Aufenthaltszonen entstehen. Die durch eine breite Grünzone geschwungenen Verkehrsbänder ermöglichen den Erhalt von 90% der ca. 250 Bestandsbäume und die Neupflanzung von 500 Bäumen.

Die Grünflächen zwischen und entlang der Fahrbahnen sind multifunktionale Flächen, die Niederschläge aufnehmen, versickern, zurückhalten und durch Verdunstung wieder abgeben, aber auch für Spiel, Sport, Begegnung und Aufenthalt genutzt werden. Zusammen mit den vorhandenen und neu gepflanzten Bäumen erzeugen sie die gewünschte Freiraumqualität des Parkway Gardens. Breite Mittelinseln bieten für Fußgänger*innen ausreichend übersichtliche und sichere Querungsmöglichkeiten.

Der Parkway ist dabei nicht nur Erschließung, er übernimmt vielmehr die Funktion eines linearen Parks mit hoher Freiraum-, Begegnungs- und Aufenthaltsqualität, dient als innerer und äußerer Verteiler für das Patrick-Henry-Village und bietet einen sicheren Rahmen für die unterschiedlichen urbanen Mobilitätsformen.


GESTALTUNGSPRINZIPIEN | Die unterschiedlichen Mobilitätsarten werden kombiniert und ermöglichen somit einen geringen Versiegelungsgrad. Der Trassenverlauf reagiert auf bestehende Strukturen und integriert unterschiedliche Nutzungen. © Die Planergruppe, 2023


KONZEPT FREIRAUM | Der Straßenraum des Parkway integriert die unterschiedlichsten Nutzungen, allen voran Sport, Aufenthalt und Spielen. Es entsteht ein multikodierter Raum, in dem der Mensch im Vordergrund steht. © Die Planergruppe, 2023


KONZEPT VERKEHR | Der Trassenverlauf des Parkways fasst die unterschiedlichen Mobilitätsarten verträglich zusammen: MIV und Radverkehr als „next line“, Bus und Straßenbahn in einer begrünten Trasse. © Die Planergruppe, 2023


LAGEPLAN | Gesamter Parkway | Der Parkway schafft durch das Konzept der durch den Park schwingenden, baumüberstandenen Fahrspuren eine hohe Freiraumqualität. © Die Planergruppe, 2023


LAGEPLAN VERTIEFUNG | Der Parkway-Entwurf reagiert auf den Baumbestand, indem er seine Linienführung durch die Lage der vorhandenen Bäume definiert und so deren Erhalt ermöglicht. © Die Planergruppe, 2023


AXONOMETRIEN | Die unterschiedlichen Abschnitte des Parkway erfordern differenzierte Raumaufteilungen. © Die Planergruppe, 2023


Die RESILIENZ des Parkways besteht aus vier Strängen, welche unterschiedliche Phasen der Entwicklung durchlaufen. Dabei nehmen die jeweiligen Strukturen mit der Zeit zu oder ab. Gesteuert werden diese Prozesse von externen Impulsen. © Die Planergruppe, 2023


PARKWAY OST | Die "next line" als Fahrradstraße im Einbahnverkehr wird auch für E-Scooter, Inliner und den allgemeinen MIV freigegeben. Die Grünflächen zwischen und entlang der Fahrbahnen dienen als multifunktional nutzbare Flächen. © Die Planergruppe, 2023


SCHNITTANSICHT OST | Die beiden Spuren der „next line“ werden getrennt geführt. Mittelinseln und Randbereiche dienen als Multifunktiontionsflächen, die Grün- und Aufenthaltsflächen sind, und Mobilitätsstationen oder Ladezonen enthalten. © Die Planergruppe, 2023


SCHNITTANSICHT WEST | Im Bereich der zusätzlichen Bushaltestelle werden Haltebuchten eingerichtet, damit die Straßenbahn problemlos an wartenden Bussen vorbeifahren kann und der Betrieb nicht beeinträchtigt wird. © Die Planergruppe, 2023


Entwurfsverfasser:innen
Thomas Dietrich
Die Planergruppe

Mitarbeitende
Bianca Porath, Ute Aufmkolk, Kerstin Wagener, Charlotte Soppa, Ching Akina Lee, Leonie Orb, Daniela Jell, Sayali Tidke, Freie Mitarbeit: Simon Quindel

Visualisierung: VisuPlan3D Architekturvisualisierungen | Susanne Geppert

Oliver Seidl
cityförster architecture + urbanism

Mitarbeitende
Lena-Kristin Lauermann

Thorsten Buch
ARGUS Stadt und Verkehr

Mitarbeitende
Simon Schuster


Fachplanung / Bauleitung
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am Bau beteiligte Firmen
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Auftraggebende | Bauherrschaft
Stadt Heidelberg

vertreten durch:
Stadtplanungsamt
Kornmarkt 5
69117 Heidelberg

Bearbeitungszeitraum
Oktober 2022 bis Januar 2023

Planungs- / Baukosten