Bitte warten Sie.
Ihre Datei wird zum Server gesendet.
Einen Moment bitte.
Einreichung wird geladen.
Mobilitätswende, Klimakrise und demographischer Wandel haben unsere Innenstädte längst erreicht. Der Bahnhofplatz Karlsruhe Süd öffnet sich in diesem Diskurs seinen NutzerInnen mit angenehmen wie selbstverständlichen Umsteige-Relationen zwischen Bahn, Fernbus, Fahrrad, Kiss+Ride und Taxi sowie mit breiten Angeboten als urbanem Pausenraum für den verspäteten Anschlusszug oder die Mittagspause. Entsprechend dem Konzept aus der gewonnenen Mehrfachbeauftragung entstand ein funktionaler wie atmosphärischer, als Klimaanpassungsmaßnahme wirksamer Platzraum, komplementär zum Bahnhofplatz Nord als grünes Entrée mit hohem Wiedererkennungswert.
Im schwierigen städtebaulichen Umfeld, geprägt durch den historischen Bahnhof im Rücken, beidseits flankiert von aus der Zeit gefallenen, gläsernen Bürotürmen, fast vollständig mit einer Tiefgarage unterbaut sowie rein nach Süden exponiert, lag das Thema im Wettbewerb 2019 nahe: ein Klimaplatz mit hoher Aufenthaltsqualität, als grüne Visitenkarte für die Stadt.
Aus dem Verschnitt von Bewegungsabläufen, Nutzungsanforderungen und Klimasimulation des Bestandes ergab sich die Zonierung: zwei Generationenhaine mit 25 verschiedenen Klimabäumen unterschiedlicher Pflanzgrößen, flankieren beidseits des Bahnhofportals die Aufenthaltsbereiche, ausgestattet mit Langbänken und ergänzenden Möglichkeiten zum oberirdischen Fahrrad-Abstellen. Ein Wasserspiel zieht als aktives wie bespielbares Kühlelement entsprechend der Oberflächentemperatur über den lokalen Hotspot aus direkter Sonneneinstrahlung und Reflexion der umliegenden Fassaden. Zugleich bildet die dezente Einteilung des Fontänenfeldes im Zusammenspiel mit der Möblierung die Grenze für den motorisierten Individualverkehr aus, der entsprechend der Grundkonzeption hinter der südlichen Platzkante bleibt. Hier gibt es weiterhin Kiss+Ride für Ortskundige sowie Stellplätze für Taxen.
Schwammdrunter . Der Platz öffnet sich, aus der Bahnhofpassage kommend, als dreidimensionaler Grünraum: Zwei Baumhaine säumen den Platz in den Aufenthaltsbereichen, bieten vegetativen Schatten, Evaporationskühlung sowie Windschutz gegenüber Fallwinden zwischen den 45m hohen Gebäudeflanken, sodass über alle Jahreszeiten hinweg ein Wohlfühl-Klima angeboten werden kann.
Trotz fast vollständiger Unterbauung des Platzes, werden Oberflächenwässer der, über eine safte Topographie von den Bewegungsbahnen differenzierten Aufenthaltsbereiche, gesammelt und in einem 1.200m3 großen Schwammkörper den Klimabäumen zur Verfügung gestellt. Die Baumquartiere wurden, angelehnt an das klassische Schwammstadt-Prinzip, mit einer eigens für den urbanen Charakter des Standorts entwickelten Lösung ausgeführt.
Im Sinne einer blau-grünen Infrastruktur atmet der, in den Aufenthaltsbereichen über Rasenfugen perforierte Plattenbelag und führt das Oberflächenwasser über ein System an Teilsickerrohren dem zusammenhängenden Wurzelraum mit bis zu 1,5 Meter Überdeckung auf der Tiefgarage zu. Integrierte Revisionsschächte sorgen für die Wartungsfreundlichkeit, ermöglichen wissenschaftliches Monitoring und übernehmen mittels Notüberlauf die Katastrophensicherheit, wobei der Platzraum bis zu 100-jährige Extremniederschlags-Ereignisse selbst kompensieren kann.
Spezifisch entwickelte Lichthalme durchdringen die Baumdächer in spielerischer Anordnung, gewährleisten die hohen Anforderungen an eine blendfreie Ausleuchtung im Wechselspiel mit der Vegetation atmosphärisch eigenständig. Bei Tag übernehmen sie bereits vom Zug aus eine wichtige Merkzeichen-Funktion.
Resistenter Stadtbaustein
Im urbanen Alltag kann den BesucherInnen ein Umsteige- wie Pausenraum mit hoher Selbstverständlichkeit, einem integrierten Wassermanagement, echter Klimawirksamtkeit, sowie hohem Wiedererkennungswert angeboten werden. Als Stadtbaustein bietet der Bahnhofplatz dem jungen Quartier einen starken, wie selbstverständlichen Identifikationsort und bereichert den Stadtraum als grüne Oase mit einer neuen Resilienz gegenüber Starkregenereignissen und Hitzeperioden.
Klimaentrée und grüne Vistenkarte für Karlsruhe © bauchplan ).( david riek, 2024
Statt Parkplatz 1200m3 Schwamm und 25 Klimabäume gegen die urbane Hitze © bauchplan ).(, 2019
Klima- und Besonnungssimulationen als integrale Bestandteile des Planungsprozesses, Monitoring während und nach der Umsetzung © bauchplan ).(, 2022
Wasserspiel, Rasenfugen und Schwammstadtbäume mindern urbane Hitze © bauchplan ).( david riek, bauchplan).( david riek, 2024
Generationenhain über der Tiefgarage mit 25 klimaresilienten Baumarten in unterschiedlichen Pflanzgrößen © bauchplan ).( david riek, 2024
Schwamm drunter! Schwammstadtquartier zwischen Stadtboden und Tiefgarage mit selbstregulierendem Wassermanagement © bauchplan ).(, 2023
Schwammstadt entwickelt für Karlsruhe mit verbundenem Baumquartier und System aus Teilsickerrohren für Belüftung und Wassermanagement © bauchplan ).(, 2022
Kühlende schattenspendende Baumhaine bremsen Fallwinde und sorgen so für ganzjährige Aufenthaltsqualität © Boris Storz, Boris Storz/Bergmeister Leuchten, 2024
Spezifisch entwickelte Lichthalme durchdringen die Baumdächer, gewährleisten die hohen Anforderungen an eine blendfreie Ausleuchtung und dienen bei Tag und bei Nacht als orientierende Merkzeichen © Boris Storz, Boris Storz/Bergmeister Leuchten, 2024
Atmosphärischer Stadtplatz und funktionaler Verkehrsknotenpunkt im Einklang © bauchplan ).( david riek, 2024
Entwurfsverfasser:innen
Tobias Baldauf
bauchplan ).( Part m.b.b
Fachplanung / Bauleitung
berchtoldkrass space&options, dwd ingenieure
am Bau beteiligte Firmen
Bergmeister Leuchten, Reif Gruppe
Auftraggebende | Bauherrschaft
Stadt Karlsruhe
Bearbeitungszeitraum
2019-2023
Planungs- / Baukosten
3,0 Mio Euro